Nürnberg engagiert sich für junge Flüchtlinge

„WARTEN IST KEIN BERUF – Wie die berufliche Qualifikation junger Flüchtlinge gelingt“
eine Veranstaltung der AfB am 5. April 2017

Die Stadt Nürnberg stellt sich äußerst engagiert der Herausforderung, die gesellschaftliche Integration junger Geflüchteter zu organisieren. Sie sollen die Wartezeit bis zur Entscheidung über den Asylantrag nicht mit bloßem Warten verbringen, sondern bekommen die Chance, sich mit den Anforderungen der Arbeitswelt vertraut zu machen. Wie Nürnberg sie mit passgenauen Angeboten unterstützt – darum ging es bei einem Abend der Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) der Nürnberger SPD.
Maria Puhlmann vom Amt für Berufliche Schulen berichtete engagiert und kompetent von den Anstrengungen der Stadt Nürnberg, den jungen Menschen eine Chance auf dem Ausbildungsmarkt zu eröffnen. Im Mittelpunkt aller Bemühungen steht eine vertiefte Beherrschung der deutschen Sprache. Denn ohne entsprechende Sprachkenntnisse macht eine berufliche Ausbildung wenig Sinn. Die Vorbereitung auf eine Ausbildung innerhalb des dualen Systems umfasst zwei Berufsintegrationsjahre, in denen die Beruflichen Schulen jeweils mit einem externen Bildungspartner kooperieren. Neben dem Sprachenlernen wird den Schülern dabei eine breite berufliche Orientierung mit vielen Praxisanteilen geboten. Zum Abschluss der zweiten Berufsintegrationsklasse können die Schüler den Mittschulabschluss erwerben. So haben sie die Chance, mit einem schulischen Abschluss in der Tasche eine Ausbildung zu beginnen.
Unter dem Strich sind die Ergebnisse nach den beiden Berufsintegrationsjahren durchaus ermutigend. So erreichten im letzten Jahr 54% der beteiligten 254 Jugendlichen den Mittelschulabschluss. Und bei 15% reichte es immerhin zu einem „Quali“. Die Hälfte der jungen Flüchtlinge wechselte anschließend in einen Ausbildungsbetrieb oder auf eine Berufsfachschule, während 28% von der Agentur für Arbeit weiterqualifiziert werden.
Doch werden diese Erfolge durch die Ungereimtheiten der bayerischen Flüchtlingspolitik infrage gestellt. Einerseits setzt sich der Freistaat für beruflichen Integration ein, andererseits verfolgt er eine restriktive Abschiebepolitik. In diesem Zusammenhang hat Bayern inzwischen die im August 2016 eingeführte 3+2-Regelung außer Kraft gesetzt. Diese sicherte den Flüchtlingen eine dreijährige berufliche Ausbildung und anschließend zwei Jahre im Betrieb zu – frei von der Angst, abgeschoben und einer ungewissen Zukunft ausgeliefert zu werden. Mit dieser Kehrtwende will die CSU offenbar die Wähler vom rechten Rand zurückholen – zu Lasten der jungen Flüchtlinge und zum Schaden der beteiligten Betriebe. Bei beiden Gruppen sinkt mittlerweile die Bereitschaft, sich bei dem ursprünglich vielversprechenden Angebot zu beteiligen. (Jonas Lanig)